Das Werkheim liegt im Weiler Neuschwendi nahe bei Trogen und wird baulich durch eine eindrückliche Häusergruppe mit fünf Appenzellerhäuser geprägt. Diese zeigen dringenden Sanierungsbedarf und müssen den Bedürfnissen der Bewohnenden angepasst werden. Die Analyse der Grundstrukturen der einzelnen Häuser zeigt, dass das Rosenhaus und das Haus Schwanen gut durch gezielte Eingriffe so angepasst werden können, dass diese ausgezeichnet für einzelne Wohngruppen genutzt werden können. Unterschiedliche Zimmergrössen und kleine Studios können für verschiedene Wohnformen den Bewohnenden zur Verfügung gestellt werden.
Die Grundstruktur der Häuser wird mit zwei Massnahmen ertüchtigt: einerseits kann durch einen kleinen rückwärtigen Anbau ein angemessenes Treppenhaus eingebaut werden, das eine einfache und brandschutztaugliche Erschliessung der Häuser ermöglicht. Andererseits wird mit einem Lifteinbau innerhalb des Gebäudevolumens eine hindernisfreie Begehbarkeit aller Räume auf allen Ebenen möglich und dient einer einfacheren Pflege innerhalb der Häuser.
Die ursprüngliche Bausubstanz der 300-jährigen Häuser ging durch verschiedene Umbauten im Inneren teilweise verloren und auch die Gebäudehülle hat nach der letzten grösseren Sanierung vor knapp 50 Jahren grossen Erneuerungsbedarf. In enger Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege wurden die einzelnen Massnahmen definiert und richten sich darauf aus, den Häusern ihren ursprünglichen Charakter zurückzugeben und durch eine angemessene Nutzung die Häuser zukunftsfähig zu ertüchtigen. Die Fassaden werden repariert und neu gestrichen, wobei sämtliche Fenster unter denkmalpflegerischen Grundsätzen ersetzt werden müssen. Ebenfalls muss das Dach konstruktiv verstärkt, gedämmt und mit neuen Ziegeln eingedeckt werden.
Die wertvollen Bauteile des Innenausbaus werden erhalten: Dazu gehören beispielsweise die Boden- und Wandverkleidungen des Tanzsaales und auch der Ofen im Haus Schwanen. Die Strickwände werden so weit als möglich sichtbar gezeigt und gereinigt. Grosse Teile des Innenausbaus müssen ersetzt werden. Die Räume werden grundsätzlich neu in Holz ausgekleidet. Die Aussenwände werden von innen neu gedämmt und mit einer atmungsaktiven Lehmplatte verkleidet. So wird der Charakter der ursprünglichen Kammern wiederhergestellt. In allen Zimmern werden kleine Möbeleinbauten mit einem Waschtisch und einem Schrank für persönliche Utensilien eingeplant und dienen den Bewohnenden im Alltag. Ansonsten können die Zimmer und Studios frei möbliert werden.
Die Nasszellen werden neu geordnet und für die Nutzenden angepasst. Mit einer fein abgestimmten Materialisierung soll der charmante Charakter des Hauses auch in den Duschen und Bädern wieder geweckt werden.
Beide Häuser erhalten im Hauptgeschoss die gemeinschaftlich genutzten Wohnräume der Wohngruppen. Hier werden Küchenzeilen installiert, dass die Möglichkeiten für Kochen und Essen auf den einzelnen Wohngruppen möglich werden. Ebenfalls ist unter dem Dach Raum vorhanden, der für verschiedene freizeitliche Aktivitäten für alle Bewohnenden oder Besprechungen für das Betreuungsteam genutzt werden kann.
Das Rosenhaus liegt direkt an der Zufahrt und bildet den Auftakt zu den Gebäuden des Werkheims. Im Erdgeschoss wird hier ein kleines Ladenlokal eingeplant. Mit zwei grösseren Fenstern zur Einfahrt und dem Eingang auf der Hauptseite des Hauses können hier Produkte aus den Werkstätten gezeigt und der Raum als Empfang zum Werkheim genutzt werden. Der alte Vorbau wird zurück gebaut und die Fassade kann wieder unverbaut erstrahlen.
Beim Umbau wird Augenmerk auf einen bewussten Umgang mit den bestehenden Baumaterialien gelegt: Die heutigen Zimmer und Dachräume sind grossflächig mit Täfer belegt, das in unterschiedlichen Qualitäten eingebaut wurde. Hier können die noch wertigen Materialien in enger Zusammenarbeit mit der hauseigenen Schreinerei ausgebaut, gepflegt und wiederverwertet werden. Dieser natürliche Materialkreislauf mit dem Wiederverwenden des örtlichen Materials entspricht einem zeitgemässen, zirkulären Bauen und verankert den geplanten Umbau fest in den Berufsalltag vieler Bewohnenden.
Daniel Cavelti, Architekt
Daniel Cavelti Architektur AG, St. Gallen